Was ist eigentlich Lehm, und was ist der Unterschied zum Töpferton?

Die Lehmerde, mit der wir im Workshop gestalten, nehmen wir direkt aus dem Gemüsebeet. Indem wir mit diesem Material umgehen, lernen wir es kennen. Wir sehen, riechen und fühlen, dass das, was wir in Händen halten, mehr ist als ein Substrat - es ist ein dicht bevölkerter Lebensraum. Wurzeln durchziehen den Porenraum, Ameisen und Asseln ergreifen die Flucht und Würmer versuchen sich in ihre Gänge zurückzuziehen. Wenn wir genauer und mit Lupen hinsehen, erkennen wir knallrote Milben, so klein wie Stecknadelköpfe und winzige Springschwänze, die Riesensprünge in die Luft vollführen.

Der Lehm von verschiedenen Äckern sieht sehr unterschiedlich aus und verhält sich völlig verschieden. Die Farben variieren von Ockergelb bis Dunkelbraun, mal kann man ihn leicht zu einer homogenen Masse verkneten, mal ist er spröde, fällt auseinander und läßt sich kaum formen. Im Workshop lernen wir, warum das so ist und wie wir damit umgehen können.

Lehm ist eine Bodenart

Boden besteht immer aus einer Mischung von verschieden großen Mineral-Körnchen.

Kies - Sand - Schluff - Ton. Das sind verschieden große Fragmente von Steinen. Kies und Sand kann sich jeder vorstellen. Schluff ist von der Beschaffenheit und der Korngröße ähnlich wie Mehl und fühlt sich auch so an. Tonplättchen sind so klein, dass sie in der Masse nicht mehr einzeln zu sehen sind, sie pappen so eng aneinander, dass sie ein hervorragend formbares homogenes Material bilden - in reiner Form eben unseren Töpferton, mit dem man sogar sehr dünnwandige Gefäße oder andere fragile Strukturen formen kann.

Besteht ein Boden vorallem aus Sand mit wenigen Prozentanteilen Schluff und Ton nennt man ihn Sandboden. Besteht ein Boden vorallem aus Ton ist es ein Tonboden. Meistens hat man es aber im Garten mit Mischungen aus Sand, Schluff und Ton zu tun. Das sind für das Gärtnern die Mischungen mit den besten Eigenschaften und diese wertvolle Erde nennt man Lehm.

Bodenkundler unterscheiden noch viel detaillierter - je nach Prozentanteilen der verschiedenen Korngrößen kann man die Bodenart genau bestimmen und benennen. Das tun wir auch zu Beginn des Workshops - mit der Rollprobe und der Schüttelprobe bestimmen wir die Bodenart. Wenn sich herausstellt, dass der Boden zuviel Kies, Sand oder organische Bestandteile enthält, mit denen man nur schwer formen kann, trennen wir die groben Bestandteile ab. Und natürlich sorgen wir dafür, dass die Bodentiere rechtzeitig einen neuen Unterschlupf finden…Für alle Fälle habe ich immer genug gut formbare tonige Lehmerde dabei.

Und dann kommt noch das Wasser ins Spiel…

Um mit dem Lehm zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen, müssen wir noch das Zusammenspiel der Erde mit Wasser erfahren. Das ist der Teil, der den jüngeren Teilnehmern immer am meisten Spaß macht - wir müssen nämlich wie beim Kuchenbacken die richtige Menge Wasser hinzufügen und heftig kneten, bis unser Lehm genau die richtige Konsistenz hat. Die Bodenporen saugen Wasser auf wie ein Schwamm - aber ist die Aufnahmekapazität erschöpft wird das Material sofort wässrig und ist nicht mehr formbar. Dies ist eine sehr wichtige Eigenschaft des Bodens, man kann die Entstehung der verhehrenden Schlammlawinen, die bei Hochwasser ganze Dörfer vernichten, sofort intuitiv verstehen, wenn man diesen Versuch mit einem Erdklumpen mal durchgeführt hat.

Und hier liegt auch der größte Unterschied zum gekauften Bastelton: Die verschieden großen Bodenporen der Lehmerde halten mehr Wasser als dicht gelagerter, reiner Ton. Bei Wasserzugabe quillt Lehm, beim Trocknen schwindet bzw. schrumpft er sehr stark, was die typischen Trockenrisse verursacht. Man sollte entweder nicht zu fragile, feinwandige Formen wählen oder die vorhersehbaren Trockenrisse als kreatives Gestaltungselement acceptieren. Ist die Form einmal ausgehärtet ist sie ohne Brennen steinhart. Meine Lehmhäuschen habe ich seit einem Jahr auf dem Beet stehen - und jetzt erst im Dauerregen diesen Winter beginnen sie sich langsam aufzulösen.

Die Lehmskulpturen lösen sich auf dem Beet allmählich auf und geben dabei wertvolle Mineralien an den Boden ab. Erde zu Erde…

Plastisch gestalten mit Lehmerde

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Der wertvollste Bodenschatz ist der Boden selbst